Die älteste Abbildung von Pfaffstätten auf dem „Burgfrieden“ der Stadt Baden aus dem Jahre 1670. Die Kirche hat noch ein Pultdach, das „Zwiebeldach“ wurde erst nach der Zerstörung durch die Türken errichtet. Der rechts eingezeichnete Bildstock, das „Pfaffstättner Kreuz“, steht heute noch an der Kreuzung Badener Straße/Rennbahnzeile.
Pfaffstätten im Türkenjahr 1683
Pfaffstätten zählte damals über 100 Häuser, von denen 90 dem Stift Heiligenkreuz als Grundherrschaft zugehörig waren. Der türkische Angriff erfolgte am 9. Juli um 7 Uhr früh. Laut Überlieferung sollen nur 3 Pfaffstättner das Massaker überlebt haben. Auch wenn die Überlieferung etwas übertreibt, so waren die Auswirkungen auf Pfaffstätten doch verheerend. Im Generalprotokoll des Stiftes Heiligenkreuz steht geschrieben:
“Anno 1683 ist dieses ganze dorff Pfaffstätten sambt Kürchen in und außwendig angebrent und in Aschen gelegt worden. Von leuthen seint verloren gegangen 319 Personen, Groß und Klein, weib und mannbilder. Nit weniger ist aber auch unser hoff alda sambt deß weinzöhls wohnung, dem preßhaus und den zwayen Grossen Pressen in die aschen völlig gelegt worden und nichts übrergebliben alß daß gemeuer und der gewölbte keller“.
Pfaffstätten ist eine der wenigen Gemeinden, wo aufgrund der relativ guten Quellenlage die Ereignisse sehr gut rekonstruiert werden konnten. Rund zwei Drittel der Pfaffstättner wurden getötet oder gefangen fortgeführt. Für einen einzigen Pfaffstättner ist die Rückkehr aus der Gefangenschaft urkundlich erwiesen: Paul Rasser, seine Nachkommen leben heute noch in Pfaffstätten.
Für die Wiederherstellung der Kirche wurde 1686 ein Kredit aufgenommen, der erst 1767 vollständig zurückbezahlt werden konnte. Die Einwohnerschaft wurde durch Zuwanderung wieder vermehrt, vor allem durch Familien aus der Steiermark (z.B. Fam. Kernbichler), dem heutigen Burgenland (damals noch Ungarn) und Süddeutschland. Um 1700 waren bereits zwei Drittel der Pfaffstättner Zugezogene.
Die Kugel des von den Türken zerstörten Prangers ist heute noch an der Rathausfassade zu sehen. Ein Bildstock beim Bahnhof (neben der Fußgängerunterführung) erinnert an eine wunderbare Begebenheit aus dieser Zeit. Eine Mutter mit fünf Kindern soll Richtung Einöde geflüchtet sein. An der Stelle des Bildstockes versteckte sie sich erschöpft in einem Kornfeld, wurde von den nach Gaaden reitenden Heerscharen übersehen und kam so mit dem Leben davon.
Die schematische Darstellung zeigt das gewaltige Ausmaß der Schäden. (Bei den Zahlen handelt es sich um Konskriptionsnummern, nicht Hausnummern)
- Beitrag: H.Fuhrmann – nach der sehr sorgfältigen und detaillierten Darstellung der Ereignisse von G. Kacerovsky.
Quellen:
- Kacerovsky „Das Türkenjahr 1683 in der Ortschaft Pfaffstätten“ (2.Aufl., 2002)
- Maurer „Am Steinfeld bei der Lacken, 1000 Jahre Baden Ost“ (2015) Katalogblätter des Rollettmuseums Baden, Nr.99