- 1926 richtete die Winzergenossenschaft einen Presskeller im heutigen Hörsteinstüberl ein
- Auch heute noch ist den älteren Pfaffstättnern das „Winzerhaus“ samt „Winzerhaussaal“ als Begriff geläufig
- Ansicht aus dem Jahre 1943, vor dem Gebäude eine Tankstelle mit „Fanto Benzin“, auch ein Telefon ist schon vorhanden
Die Ersterrichtung ist nicht dokumentiert (vermutlich Mitte des 16. Jhdt. als Gast- oder Leutgebhaus), Sicher ist, dass das Gebäude des heutigen Rathauses 1601 vom Heiligenkreuzer Abt Paul Schönebner (wohl nach einem Brand) wieder aufgebaut wurde. Ein weiterer Brand nur 9 Jahre später führte zum Verkauf an die Gemeinde.
Eine Erinnerungstafel an den Wiederaufbau 1610 befindet sich an der Außenfassade des Rathauses:
„Diese Gebäude, am 1. April 1610 durch Feuer vernichtet, wurden mit Zustimmung des hochwürdigsten Abtes des Stiftes Heiligenkreuz Paulus Schönebner von den Pfaffstättnern angekauft und im Jahr wie oben [geschrieben] restauriert“
Die Gemeinde errichtete darin die Amtsräume im Obergeschoß.
Im Stiegenaufgang zum Gemeindeamt befinden sich links die Reste des „Gemeindekotters“, in dem in alten Zeiten vor allem „Weimbadiab“ (Weintraubendiebe) von den Gemeindewachorganen eingesperrt wurden.
An der Ecke des Rathauses ist eine Kugel mit einem Eisenring befestigt. Sie war der Oberteil des Ortsprangers, der 1683 von den Türken zerstört wurde. Nach alter Tradition stand der Pranger neben dem „Steinernen Brunnen“ (Dr. Josef Dolp-Straße 6).
Im Hof befindet sich am Seiteneingang des heutigen „Hörsteinstüberl“ eine Inschrift mit der Jahreszahl 1767 und den Initialen F. N. (Ferdinand Nötzl, Ortsrichter von 1764 – 1781). Sie bezieht sich auf die Errichtung des gemeindeeigenen Presshauses samt Weinkeller. 1770 wurde das Gebäude erweitert und erhielt sogar ein „Tanzzimmer“.
Eine weitere Tafel an der Außenfassade des Rathauses erinnert vermutlich an eine Renovierung nach einem Brand, im Jahre 1804:
„Dich haben von der Erde die Pfaffstättner unter dem Abt Mariano Reitter und dem Richter Schlaff gegen den Himmel emporgerichtet“ Die Jahreszahl ist als Zahlenrätsel (Rebus) im Text versteckt.
1831 wurden Stallungen mit 20 Stellplätzen dazu gebaut (das heutige „Ritterstüberl“). Handelsreisende, die am Ortseingang Maut zahlen mussten, konnten hier ihre Pferde einstellen. Auch der Gemeindestier und die Gemeindegoaß waren hier untergebracht. In einem weiteren Teil des Hauses wurden Wohnungen für alte und arme Leute eingerichtet (später Fremdenzimmer zum Gemeindegasthaus).
Eine Inschrift im Hörsteinstüberl „DPBM 1854“ über der Tür zur heutigen Bar (damals Weinkeller) bezieht sich wohl auf eine Renovierung unter David Prechtl, Bürgermeister.
Am 14. Juni 1921 brannte das Gasthaus abermals ab. Im selben Jahr wurde eine Winzergenossenschaft gegründet, die 1926 im wieder hergestellten Objekt ihr Presshaus einrichtete (heutiges Hörsteinstüberl). Auch heute noch wird das Gemeindezentrum von älteren Leuten deshalb gelegentlich „Winzerhaus“ genannt.
Eine Inschrift im Innenhof zeugt von einer Renovierung im Jahre 1953.
1988 wurde das Gemeindezentrum noch einmal erweitert und in seiner heutigen Form mit einem großen Saal hergestellt, 1994 übersiedelte das Gasthaus in den Hofteil.
Umbau 2018/2019 im Zuge der NÖ Landesausstellung 2019.
Mit Unterstützung des Landes Niederösterreich und dem kommunalen Investitionsprogramm des Bundes wurde der Zugang zum Rathaus verlegt, barrierefrei gestaltet und mit einer Aufzugsanlage ausgestattet. Das alte Wirtshaus im Erdgeschoß, das seit den 1990er Jahren nur mehr als Abstellraum diente, wurde als „Leutgebhaus“ für als repräsentativer Raum für Veranstaltungen und als Infopoint wieder hergestellt.
Beitrag: H. Fuhrmann
Quellen:
- Hösl: Chronik Pfaffstätten (1998)
- Heimatmuseum